Oberrealschule – Historie

1833 wurde in Amberg eine Gewerbeschule mit einem Kurs, also einer Jahrgangsstufe, ins Leben gerufen. Die erste Schulstätte war das „Deutschen Schulhaus“ beim Schrannenplatz, von 1839 – Gründung einer kirchlichen höheren Mädchenschule dort – bis 2009 Kloster der Armen Schulschwestern.  Bis zum Schuljahr 1837/38 wurde die Gewerbeschule mit drei Kursen als Vollanstalt ausgebaut. Im zweiten Jahr des Bestehens kam eine landwirtschaftliche Abteilung hinzu. Die Schule trug nun den Namen „Königliche Landwirthschafts- und Gewerbeschule I. Klasse“. Ihre Schulstätte war ab 1837/ 38 in der Salzgasse/ Zeughausstraße  im heutiges Raseliushaus (im Bild).

 

Raselius-Haus_AM

Den ersten verbindlichen Lehrplan brachte die Reform der Gewerbeschulen im Jahr 1864  (Widenbauer, G.: S. 68 )  Durch die stärkere Berücksichtigung realistischer Fächer entfernten sich die Gewerbeschulen von ihrem ursprünglichen Auftrag, auf die „Gewerbe“ vorzubereiten.  Die Schulordnung von 1870 betonte weiter den allgemein bildenden Charakter der Gewerbeschulen.
Durch die Schulordnung von 1877 entstand aus der dreikursigen Gewerbeschule (1876/77 mit 75 Schülern) die sechskursige Realschule, wobei der Übergang schrittweise  erfolgte. Die „Realien“, insbesondere die Fremdsprachen, erhielten eine größere Bedeutung. Im Schuljahr 1878/79 hat diese Amberger Realschule 131 Schüler.
Mit dem Schuljahr 1880/81 wurde die Realschule aus finanziellen Gründen von einer sechskursigen zu einer vierkursigen zurückgestuft.  Die staatsaufsichtliche Genehmigung zur  Wiederherstellung einer sechskursigen Realschule erfolgte 1892, ab dem Schuljahr 1894/95 besaß Amberg wieder eine voll ausgebaute Realschule.
Nach vierjährigen Bemühungen um die Errichtung einer Oberrealschule, die man vor allem „mit den Bedürfnissen der fortschreitenden Industrialisierung und der Erschließung der Bodenschätze der nördlichen Oberpfalz“ begründete, wurde im April 1925 die Umwandlung der Realschule in eine Oberrealschule genehmigt, nachdem die Übernahme der Kosten durch die Stadt Amberg zugesichert worden war. Die Angliederung einer 7. und 8. Klasse erfolgte noch im Schuljahr 1925/26, ein Jahr später war die Schule mit 9 Jahrgangsstufen voll ausgebaut (erstes  Abitur 1927) , was einen enormen Anstieg der Schülerzahl mit sich brachte. Seit dem Schuljahr 1926/27 leistete die nun allgemeinbildende Oberrealschule auch Hilfestellung bei der Berufswahl, indem ein „Beratungslehrer“ bestellt wurde.

Ab 1933 gab es auch an der Oberrealschule  besonders linientreue Nazis unter den Lehrenden, wie z. B.  den Studienrat Johann Rix.  Schüler,  die in  den „Sieg Heil“-Ruf  auf den Führer Hitler nicht einstimmten,  waren,  wie   der später selbst an der OR unterrichtende Franz Merz,  Sanktionen ausgesetzt (klick auf das Bild) :

Nazi - Verweis an F. Merz

Unter der Nazi-Herrschaft  erfolgte 1938/39 die Umwandlung in eine aus Berlin zentral gesteuerte,  auf 8 Jahre verkürzte „Oberschule für Jungen“ .  Nach dem Kriegsende wurde daraus 1946 wieder, Zug um Zug,  die neunjährige Oberrealschule.
Ab 1965 wurden alle höheren Schulen, also auch die Oberrealschulen,  in Bayern als Gymnasien bezeichnet;  aus der Oberrealschule wurde 1965/66 das Gregor-Mendel-Gymnasium.

 

Oberrealschule AM jetzt GMG

Zum Schuljahresbeginn 1971 wurde dem Gregor-Mendel-Gymnasium (GMG) das 1954/55 gegründete  Amberger Hanns-Seidel-Wirtschaftsgymnasium (Oberstufe)  eingegliedert.

Erst 1975 wurde in Amberg wieder eine Realschule gegründet, die auch Knaben besuchen können.  Sie ist ebenso wie das GMG  eine Nachfolgerin der 1833 gegründeten „Königlichen Landwirthschafts- und Gewerbeschule I. Klasse.“  2012 war sie die größte staatliche Realschule der Oberpfalz.
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Literatur:
Gregor-Mendel-Gymnasium Amberg: 1833-1983 ; Festschrift zur 150-Jahrfeier
Rauscher, W.: Geschichte und Bedeutung der Oberrealschule Amberg, Sonderdruck, 1968
Widenbauer, G.: Geschichte des Bayerischen Realschulwesens von 1816 bis heute, München und Berlin 1927

Werner Honal
Schulberater
w.honal@gmx.de

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